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Negative Gedanken beim Gedankenkarussell fahren um Mitternacht
„Miriam dreht sich von einer Seite auf die andere. Ihr Radiowecker auf dem kleinen Nachttisch zeigt schon Mitternacht und sie hat immer noch kein Auge zugemacht.
„Da ist noch viel Luft nach oben!“
– Die mahnende Stimme des Chefs geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Genervt greift sie nach ihrem Kissen und presst es sich aufs Gesicht, weil ihr schon wieder die Tränen kommen. Es macht sie nur noch wütend, dass sie sich einfach nicht mehr zusammenreißen kann. Und das lässt die Zornestränen erst recht in Strömen fließen. Wenn sie nun doch nicht gut genug ist, wenn ihre Ideen sich nur in ihrem Kopf gut anhören und sich gar nicht umsetzen lassen? Wenn ihre Schwächen, ihre Unsicherheit und ihre Zurückhaltung sie am Ende ganz den Job kosten? Von wegen Stärken. Vielleicht sind sie einfach nicht stark genug? Wenn sich die negativen Gedanken nur wenigstens nachts nicht melden würden … Aber es geht schon weiter.
Warum kann sie nicht einfach so selbstbewusst und locker sein wie Klarissa? Warum ist sie nur so gefangen in ihrem verdammten Schneckenhaus? Das ist so ungerecht. Wie kann es einigen Menschen so leichtfallen, auf andere zuzugehen und ihr fällt es schon schwer, auch nur ihren eigenen Namen zu sagen, wenn sie jemand Neues kennenlernt? Wenn sie sich später in der neuen Abteilung vorstellen müsste, wäre das für sie der Horror. Allein beim Gedanken daran schnürt sich ihr der Hals zu, schlägt ihr Herz wie wild. Sie würde kein Wort herausbekommen! Ein genauso großer Horror ist es aber auch, in dieser Assistenz-Stelle verharren zu müssen. Davor hat sie noch viel mehr Angst, wenn sie ehrlich ist. Angst da- vor, für immer nur langweilige Tabellen auszufüllen und sich jeden Morgen zur Arbeit quälen zu müssen. Und so richtig Angst hat sie davor, dass ihr Leben an ihr vorbeizieht und sie sich am Ende fragen muss: Was wäre gewesen, wenn ich nur den Mut gehabt hätte, mir im Job das zu nehmen, was ich immer wollte.
– Das soll ihr auf keinen Fall passieren, sie möchte nicht im Alter schwer enttäuscht und tief verbittert auf ihr Leben zurückschauen. Sie will doch unbedingt Karriere machen, oder? Sie will gesehen werden, ihr Talent soll erkannt, ihre Meinung gehört werden! Gleichzeitig hat sie immer wieder Angst, dass sie nicht gut genug ist. So drehen sich ihre Gedanken immer wieder im Kreis, Nacht für Nacht. Das bringt sie nicht weiter, weder bringt es ihr mehr Ausstrahlung, noch eine Aufgabe, die sie innerlich erfüllt.
Wann lassen dich negative Gedanken nicht schlafen?
Miriam atmet ein paarmal tief durch. Sie hat Kopfschmerzen vom Weinen. Langsam setzt sie sich auf und schaltet das Licht an. Schiebt einen Fuß nach dem anderen in ihre pinken, plüschigen Hausschuhe und schlurft im Dunkeln ins Bad. Sie dreht den Wasserhahn auf und kippt sich das eiskalte Wasser literweise ins Gesicht. Das tut so gut und macht ihren Kopf wieder etwas klarer. Verweinte Augen gucken ihr aus dem Spiegel entgegen. Die kurzen, braunen Haare kleben ihr im Gesicht. Kleine Wassertropfen rollen ihr die Wangen runter. Könnten auch noch ein paar Tränen sein.
„So willst du doch gar nicht sein.“
Miriam holt noch einmal tief Luft.
„Jetzt muss sich was ändern“, beschließt sie.
Zurück in ihrem Schlafzimmer fasst sie einen Entschluss. Ein Plan muss her. Pläne mochte Miriam schon immer gern. Mit aufgeklapptem Laptop sitzt sie nun im Bett und fängt an, ihre Gedanken zu sortieren. Nein, auszusortieren!
Negative Gedanken? Nicht mit uns!
Positiv und negativ denken: Umschalten, bitte!
Selbstzerstörerische Gedanken, wie die von Miriam, entstehen nicht einfach so, sondern beruhen auf einem Mix aus Persönlichkeitsprofil, Erfahrungen, Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Eine positive Denkweise allein macht dementsprechend noch keine starke Ausstrahlung. Aber die Denkweise, gewisse Persönlichkeitsfaktoren, entsprechendes Verhalten sowie das Zusammenspiel aus Stimme und Körpersprache bringen am Ende den Erfolg, den wir uns wünschen.
Die Persönlichkeitspsychologie geht davon aus, dass jeder Mensch verschiedene Charaktereigenschaften hat, die sich unterschiedlich auf sein Auftreten, sein Verhalten und auf seine Ausstrahlung auswirken. Ein einfaches Modell, das dir hilft deine Persönlichkeit besser zu verstehen, ist das der Big 5. Es geht davon aus, dass jeder Mensch fünf verschiedene Eigenschaften mit unterschiedlichen Ausprägungen hat. Unterschieden wird dabei wie offen, gewissenhaft, verträglich, extrovertiert oder neurotisch jemand ist.
Bei Menschen, deren Wert im sogenannten Neurotizismus stärker ausgeprägt ist, herrschen meist Zweifel, Ängste und negative Gedanken vor. Diese Ausprägung steht für emotionale Instabilität und ein höheres Maß an Unsicherheit. Wenn du dein Persönlichkeitsprofil besser verstehst, kann dir das Aufschluss darüber geben, warum du ängstlicher oder sorgenvoller bist als andere. Wenn du dir das bewusst machst, ist das schon der erste Schritt dahin, zu verstehen, was dich auf dem Weg zu mehr Ausstrahlung behindern könnte.
Negative Gedanken & Erfahrungen beeinflussen neben unserer Persönlichkeitsstruktur sehr stark unsere Einstellung und unsere Denkweise. Wenn du schon öfter auf den Deckel bekommen hast, egal ob für einen unangebrachten Kommentar oder nur dafür, dass du deine Meinung gesagt hast, wird es dir wahrscheinlich schwerfallen, einfach zu sagen, was du denkst. Wenn zu dieser Erfahrung hinzukommt, dass du ohnehin sehr sensibel und unsicher bist, wirkt sich das natürlich stärker auf dein Verhalten aus. Selbstverständlich gibt es auch Menschen, denen egal ist, wie oft sie eins auf den Deckel bekommen. Sie werden weiterhin so reden, wie es ihnen in den Sinn kommt.
Von welchen Erfahrungen könnten deine negativen Gedanken kommen?
Miriam hat in ihrer Schulzeit schon immer gern gezeichnet. Das konnte sie auch gut und wurde darin dementsprechend von ihrer Umwelt positiv bestärkt. Was sie noch nie mochte, war vor anderen zu sprechen. Vor der Klasse Vorträge zu halten, machte sie schon immer nervös. Und seit die Jungs in der sechsten Klasse angefangen hatten, immer zu lachen und ihre Stimme nachzuahmen, traute sie sich gar nicht mehr im Unterricht irgendwas zu sagen. Solche Erfahrungen können uns bis ins Erwachsenenalter beeinflussen. Bei Miriam ist es eine Kombination aus ihrer unsicheren Persönlichkeit und der schlechten Erfahrungen aus der Schulzeit, die es ihr besonders schwer machen, heute im Job selbstbewusst ihre Meinung zu sagen. Was ist es bei dir?
Wenn negative Gedanken zur Gewohnheit werden, ist es noch schwieriger, Selbstzweifel in unterstützende Gedanken umzuwandeln. Sich viele Sorgen zu machen und bei jeder Situation den schlimmsten Ausgang zu befürchten, hätte dir noch vor einigen tausend Jahren, wie schon erwähnt, ziemlich viel gebracht! Stell dir mal vor, die Welt hätte damals nur aus positiv denkenden Menschen bestanden: „Oh, ein Geräusch hinterm Busch. Wird wohl nur ein kleiner Hase sein, dann haben wir gleich was zum Abendessen“, sagte der Höhlenmensch, bevor er selbst zum Abendessen wurde.
Natürlich ist es heute nicht mehr so, dass uns negative Gedanken stets vor Todesgefahr bewahren. Allerdings sind sie nicht vollkommen ohne Berechtigung da. Es gibt eine Geschichte dazu und Gründe dafür, dass wir negative Gedanken haben. Um mit deinen negativen Gedanken besser umgehen zu können, akzeptiere sie zuerst. Sie gehören zum Leben dazu und schützen uns manchmal tatsächlich davor, zu viel oder auch zu wenig zu wollen.
Miriam schützen sie zum Beispiel davor, ewig in ihrem Assistenz-Job festzustecken. Indem sich ihre Gedanken immer wieder darum kreisen, dass sie sich etwas anderes wünscht, wird ihr schneller klar, dass sie etwas an ihrer Situation ändern muss. Gleichzeitig stehen ihr aber auch zu viele negative Gedanken im Weg. Das erschwert ihr, die neue Job-Chance zu ergreifen. Sie hat sich angewöhnt, bei jedem Widerstand, jedem Problem und jeder Herausforderung zuerst in einem negativen Gedankenkarussell zu verschwinden. Und um Gewohnheiten wie diese loszuwerden oder zu verändern, brauchst du Zeit und Geduld.
„Gewohnheiten kann man nicht mit einem Mal aus dem Fenster werfen. Man muss sie Stufe für Stufe die Treppe herunter locken“, wusste schon Mark Twain.
Unser Verhalten unterstützt unsere Denkweise und umgekehrt. Um eine positive Einstellung zu entwickeln, reicht das einfache Nachdenken darüber nicht aus. Schon gar nicht, wenn es hauptsächlich darum geht, deine Ausstrahlung zu entwickeln.
#1 Unsere Gedanken bestimmen unsere Gefühle und die wirken sich auf unser Verhalten aus. Um negative Gedanken in positive zu verändern, brauchst du auch ein Verhalten, das sich dem anpasst. Du kannst nicht denken, dass du selbstsicher bist, wenn deine Körperhaltung sagt, dass du dich am liebsten irgendwo verstecken willst.
#2 Positiv denken & eine aufrechte, selbstbewusste Körperhaltung einnehmen und entsprechend positiv handeln: das bringt dich weiter.
Deine Psyche ist eng mit deiner biologischen Psychologie verbunden und eine selbstbewusste Körperhaltung sendet Signale an dein Hirn, dass alles in Ordnung ist. Diese positive Wirkung machst du dir damit zu nutze.
#3 Insbesondere das Zusammenspiel von Selbstbewusstsein, positivem Denken, Stimme, Körpersprache und Ausstrahlung wird dabei zentral sein. Hierbei ist es ganz wichtig, diejenigen Glaubenssätze zu verändern, die sich in unser Denken eingebrannt haben und uns klein halten.
Es war einmal ein Glaubenssatz
Jeden Tag laufen 90 % unserer Gedanken unbewusst ab. Glaubenssätze sind gedachte Grenzen, die uns in unserem Kopf zurückhalten oder weiterbringen können. Wenn uns diese gedachten Grenzen zurückhalten, dann kann es sein, dass sie verhindern, dass wir unser Verhalten positiv verändern können. Hinterfrage die Aussagen, die immer wieder in deinen Gedanken auftauchen.
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Vielleicht hast du schon mal gehört, dass du negative Glaubenssätze einfach gegen positive austauschen kannst. Das kannst du auf jeden Fall. Nur wird es in der Regel nicht viel an deinem Verhalten und deiner Ausstrahlung ändern. Der pure Gedanke allein reicht nicht aus, um Glaubenssätze und damit deine Denkweise erfolgreich zu verändern. Du brauchst eine Kombination aus dem Loslassen alter Gedanken, der Umsetzung neuer Gedanken und neuem Verhalten (inklusive neuer Ausstrahlung). Das Ganze setzt du in deinem alltäglichen Leben um, damit sich deine Realität wirklich positiv für dich verändert. In deinen Gedanken und in deinem Verhalten. Nochmal: Es reicht nicht aus, deine negativen Glaubenssätze mit positiven auszutauschen, du solltest dafür auch dein Verhalten ändern.
Glaubenssätze, egal ob positive oder negative, sind also nichts anderes als ein Märchen, das du dir selbst immer wieder erzählst. Aber es braucht mehr als ein Märchen, damit du sie verändern kannst.
Das war ein kleiner Auszug aus dem Romanratgeber „Charisma Queen“ – wenn dir diese Zeilen gefallen haben, wirst du das Buch lieben.